Fachtagung zur Traumatisierung: "Bildbasierte und digitale Gewalt an Kindern und Jugendlichen"

Am 20. November 2023 fand eine Fachtagung zum Thema "Bildbasierte und digitale Gewalt an Kindern und Jugendlichen" im Landratsamt Erding statt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Erding Sabine Trettenbacher initiierte diesen Fachtag und lud Frau Wild-Lüffe, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin mit Expertise im Bereich Traumatisierung als Referentin ein.

Die 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehörten den unterschiedlichsten Fachrichtungen an: Erziehungsberatung, Jugendamt, Polizei, Familiengericht, Schulamt, INVIA/Flüchtlingshilfe, Asylmanagement, Frauennotruf, Gesundheitsamt, WEISSER RING, Familienstützpunkte, Schwangerenberatung, Arbeitsamt etc. Der Austausch war rege und nützlich.

Der Schwerpunkt des Vortrags lag auf der Problematik der bildbasierten und digitalen Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen im Internet. Frau Wild-Lüffe eröffnete die Veranstaltung mit einem Kurzfilm, der die Dringlichkeit des Themas verdeutlichte. Sie betonte, dass Kinder und Jugendliche im Netz zunehmend Freiwild sind und verwies auf alarmierende Zahlen: Laut UN- und FBI-Studien sind in jeder Sekunde 750.000 Pädokriminelle online, wobei 98 % der Opfer 13 Jahre und jünger sind.

Die Referentin verdeutlichte, dass durch die Verbreitung von Smartphones und Webcams das Aufnehmen und Versenden sexualisierter Gewalthandlungen erleichtert wird. In Deutschland haben bereits 73 % der Jugendlichen sexuelle Anmache im Netz erlebt, wovon nur ein Drittel dies mitteilt. Nur etwa 1 % der Fälle werden den Jugendämtern bekannt.

Frau Wild-Lüffe präsentierte aktuelle Begrifflichkeiten im Bereich der Cyberkriminalität, darunter Sexortion, Sharegewaltigung, Cybergrooming, Revenge Porn, Dickpics, Sexting, Sugardaddys und Loverboys. Sie erläuterte die Risikofaktoren, die Kinder zu Opfern machen, sowie erfolgreiche Täterstrategien.

Ein interessanter Aspekt des Tages war die aktive Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in Fallbeispielen die Perspektiven von Opfern und Tätern einnahmen. Internationale Studien wurden zitiert, die belegen, dass 20 % der Täter weiblich sind, eine Information, die in der Aufklärungsarbeit stärker berücksichtigt werden sollte.

Der Nachmittag konzentrierte sich auf das Thema "Traumatisierung durch sexualisierte Gewalt". Frau Wild-Lüffe erklärte anschaulich, wie Menschen in solchen Situationen intuitiv reagieren. Sie betonte, dass Traumata belastende Ereignisse sind, die von den Betroffenen nicht bewältigt werden können.

Eine Teilnehmerin des Fachtages berichtete, dass die Veranstaltung ihr einen neuen Blickwinkel auf die Anzeichen von Traumatisierung bei Kindern und Jugendlichen gegeben hat. Die praxisnahen Beispiele liefern wertvolle Einblicke für ihre berufliche Tätigkeit.

Frau Wild-Lüffe schloss ihren Vortrag mit den nachdrücklichen Worten: "Opferzeugen haben das Bedürfnis nach Wertschätzung, Ermutigung, Wohlwollen, Gerechtigkeit und Wahrheit!" Diese eindringlichen Worte verdeutlichen die Dringlichkeit der Sensibilisierung für das Thema und die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements im Kampf gegen digitale Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Bildbasierte und digitale Gewalt an Kindern und Jugendlichen